Projekt «Fernwärme Ortschwaben»
Nach den hoffnungsvollen Gesprächen Anfang Mai 2023 hat die ewb die Projektdaten nochmals gründlich analysiert und Herr Roland Wittwer, Leiter dezentrale Energielösungen und Beratung, hat uns letzte Woche über das Ergebnis wie folgt informiert
Wir haben die Projektdaten noch einmal gründlich analysiert. Folgende Punkte sind aus unserer Sicht kritisch:
Wärmebezüger:
Bei der Leistung und dem Energiebedarf der einzelnen Wärmebezüger handelt es sich um Daten, basierend auf dem aktuellen Heizölbedarf. Eine Reduktion des Energiebedarfsaufgrund allfälliger Gebäudehülle-Sanierungen durch die Liegenschaftsbesitzer, sowie ein Gleichzeitigkeitsfaktor wurde nicht berücksichtigt. Wir gehen deshalb davon aus, dass derEnergiebedarf und somit der Wärmeabsatz tiefer sein dürfte.
Wärmezentrale:
Für den Bau der Wärmezentrale (Heizraum + Silo) sind Kosten in der Höhe von CHF 529'000 (exkl. Planung und Bewilligungen) veranschlagt. Wir bezweifeln, dass dieserBetrag ausreicht.
Wärmeverteilnetz:
Für das Wärmeverteilnetz wurde ein Betrag von CHF 520 pro Trassemeter eingesetzt. Gemäss Fachliteratur (Leitfaden Fernwärme, Verband Fernwärme Schweiz) betragen die Kosten für erdverlegte Warmwasserleitungen in ländlichem Gebiet, je nach Dimension CHF 700 – 1'200 pro Trassemeter. Das entspricht auch unserer Erfahrung. Für vorliegendes Projekt gehen wir von Kosten in der Höhe von CHF 1.2 – 1.5 Mio. nur für das Wärmeverteilnetz aus.
Unter Berücksichtigung dieser Aspekte und einem Anschlussgrad von 100% würde der Wärmepreis (Vollkosten) ca. 30 Rp./kWh betragen. Bei einem tieferenAnschlussgrad wird der Wärmepreis noch höher. Im Vergleich zu lokalen Lösungen ist der Wärmeverbund nicht konkurrenzfähig. Wir haben deshalb entschieden, das Projekt definitiv nicht mehr weiterzuverfolgen.
Vielen Dank für Ihr Verständnis.
Freundliche Grüsse
Roland Wittwer
Leiter dezentrale Energielösungen & Beratung
Energie Wasser Bern
Monbijoustrasse 11, Postfach, 3001 Bern
Aufgrund dieser Rückmeldung haben inzwischen sowohl die Planungskommission wie auch der Gemeinderat entschieden, das Projekt nicht weiterzuverfolgen. Obwohl unseres Erachtens der ökologische Nutzen nach wie vor hoch wäre, ist die Wirtschaftlichkeit vorliegend leider nicht gegeben, womit das Projekt gesamthaft betrachtet nicht mehr nachhaltig erscheint.
Wir bedauern diese Situation ausserordentlich und hätten uns sehr gefreut, wenn wir dieses Projekt hätten umsetzen können. Nun bleibt uns nichts anderes übrig, als uns bei den interessierten Grundeigentümerinnen und Grundeigentümer und alle anderen Interessierten für ihr Interesse und ihre Geduld herzlich zu bedanken. Wir hoffen, dass das Interesse an einem umweltfreundlichen Heizungsersatz – trotz allem – ungebrochen bleibt.
Jonas Ammann, Gemeinderat Ressort Umwelt + Entwicklung
Thomas Peter, Gemeindeverwalter